Herforder Chronik (1910)/492

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Herforder Chronik (1910)
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1807

sondern dem als König von Westphalen anerkannten französischen Prinzen Hieronymus Napoleon werden zu Theil werden. Feierlichkeiten fanden einstweilen nicht statt. -

An demselben Tage schlug das Gewitter in die vor dem Lübberthore belegene kleine Mühle. Der verursachte Brand wurde gleich beim Entstehen gelöscht, inzwischen wurde der Commerziant Jaeger von Rehme, welcher in der Mühle vor dem heftigen Regen Schutz gesucht von dem Wetterstrahl solchergestalt getroffen, daß dessen Leben nur durch die sorgsamste Behandlung der Aerzte erhalten wurde.

Am 30. July wurde auf einen Tags zuvor von dem Oberst Grenier im Nahmen des französischen Gouvernements in Minden eingegangenen Befehls das Friedecns-Fest sowohl gefeiert, als die Nachricht öffentlich bekant gemacht, daß die hiesigen Provinzen den König Hieronymus von Westphalen zum Landesherrn bekommen haben. Morgens 8 Uhr wurde dies Alles durch 12 blasende Postillons feyerlich auf allen großen Pläzzen der Stadt proclamirt, dann war allgemeiner Gottesdienst in der altstädter Kirche, wohin der Magistrat, Vorsteher, Geistlichkeit, Officianten und sämtliche Bürgerschaft, unter dem Geläute aller Glocken, in einer förmlichen Procession sich begeben. Das Te deum wurde gesungen, und darauf vom Magistrat, Vorstehern und den eingeladenen anwohnenden Officianten auf dein Rathause Mittags gespeiset, bei welcher Gelegenheit die ausgebrachten Gesundheiten mit Schüssen aus den vor die Hauptwache postirten rathäuslichen Canonen begleitet wurden. Nachmittags 6 Uhr fing ein Ball im Müllerschen Gasthause an (Hotel Rhode), der sehr zahlreich besucht war. Abends mußte auf ausdrücklichen Befehl die Stadt allgemein erleuchtet werden, welches denn auch auf eine sehr angemessene Art geschahe, und dies Fest übrigens mit aller Ordnung und Anstände, ohne daß etwas hieher gehöriges Unangenehme vorgefallen, beendigt wurde.

Während des ganzen Monat August trafen die Stadt mehrere sehr drückende Durchmärsche der aus den Preußischen Staaten nach Franckreich zurückkehrenden französischen Truppen, unter denen das 45. Linien-Infanterie- und das 4. leichte Infanterie Regiment, jedes 1500 Mann starck, hieselbst Ruhetag hielten. Die Mannschaft mußte von den Bürgern beköstigt werden, inzwischen wurde auf Veranstaltung des Herrn Sicard in Minden für jeden Mann 1 Pfund.svg Fleisch und 1 1/2 weiß-Brodt unentgeltlich geliefert.

Am 5. September erhielt die Stadt eine Compagnie des aus französischen Conscribirten formirten Infanterie Battaillons von Minden, unter den Befehlen des Capitains Renard zur Garnison, deren Verpflegung dadurch bewürckt wurde, daß in den Lazareth-Gebäude (Herberge zur Heimat), das für die Mannschaft durch angenommene Entrepreneurs gelieferte Fleisch, Brod und Gemüse