Herforder Chronik (1910)/457

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Herforder Chronik (1910)
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1763

Die Mitwelt hat diesem unvergleichlichen Feldherrn, diesem Philosophen auf dem Throne, diesem aus der Stille und Abgeschiedenheit des Gartens von Sanssouci heraus das Wohl seiner Untertanen bis an sein Lebensende im Auge behaltenden und fördernden Herrscher kein Denkmal aus Erz oder Stein gesetzt. Heute hätte es auch der kleinste Ort sich nicht versagt, einem so allgemein verehrten König ein Zeichen seiner Dankbarkeit und Liebe zu stiften. Kein Denkmal aus Erz oder Stein haben ihm die Mitlebenden gestiftet - aber das Volk, seine alten invaliden und verkrüppelten Soldaten, sie bauten ihm ein Denkmal in ihren Herzen, schmückten es mit Zügen aus seinem Leben und woben einen wundervollen Kranz von Sagen um ihren „alten Fritz“ : Kein Denkmal von Stein und Erz, und doch ein Denkmal, so unvergänglich strahlend, daß Jahrhunderte es nicht verdunkeln werden.

Wir Herforder können stolz darauf sein, vom großen Friedrich zwei Denkmäler aus jener Zeit in unserer Stadt zu haben.

Das eine ist der Name unseres Gymnasiums. Als nämlich die alten Klostergebäude, in welchem seit 1540 die hohe Schule untergebracht war, nicht mehr standhalten wollten und an einen Abbruch gedacht werden mußte, bewilligte Friedrich der Große, da nach dem Kriege das Geld so knapp war, daß er aus Staatsmitteln eine Beisteuer nicht leisten konnte, eine Kollekte für den Neubau, die sich bis Bremen und Frankfurt ausgedehnt haben soll. Aus ihrem Ertrage wurden 1765 und 66 die noch heute stehenden Lehrerwohnungen, sechs unter einem Dach, aufgeführt, wovon das östlichste später (1812) die Gymnasialklassen aufnahm. In dankbaremn Gedenken der königlichen Fürsorge führte seit dem 1. Juli 1766 die hohe Schule den Namen

Gymnasium Fridericianum.

Das zweite Denkmal Friedrichs wird heute im städtischen Museum aufbewahrt. Mit dessen Stiftung hat es folgende Bewandtnis. Es war nach den Kriegsjahren nichts natürlicher, als daß diejenigen Herforder Bürger, welche vermöge ihrer auswärtigen Beziehungen die leisesten Hebungen und Senkungen des Welthandels zu spüren imstande waren, die Kaufleute, zuerst den frischen Zug und den eine sichere Dauer versprechenden Aufschwung in den kaufmännischen Verhältnissen merkten. Nur dem Drängen ihrer dankbaren Herzen folgten sie daher, als sie 1765, also im zweiten Friedensjahre, des Königs großes Ölbildnis in ihrem Sitzungssaale aufstellten, um allezeit der Segnungen eingedenk zu sein, die ihm das Vaterland und die Vaterstadt zu verdanken hatten.

Fridericus magnus Rex Borussiae“ lautet die Unterschrift auf der Rückseite des Bildes, das schon 1753 gemalt war. Es stellt den König in der Vollkraft seiner Jahre dar. Grüßend lüftet er den Dreispitz, und sein großes, durchdringendes Auge ruht auf dem Beschauer, ihn ermahnend, seinem Könige, „dem ersten Diener seines Staates“, nachzueifern in nie rastender Arbeit und hingebender Treue an seinem Beruf.

Die ganze Rückseite des Bildes nimmt folgende Inschrift ein: