Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/069

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
Inhalt
GenWiki E-Book
<<<Vorherige Seite
[068]
Nächste Seite>>>
[070]
Chronik Spamer.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: fertig
Dieser Text wurde zweimal anhand der angegebenen Quelle korrekturgelesen.


heben kannst, sowie auch die früheren 500 Gulden, welche ich ihm am 20. November zur Gut­schrift für Dich völlig ausbezahlt habe. Dein Christkindchen besteht aber, wie jedes von den dreien für Deine Geschwister, in 100 Gulden, so daß Du nun bei Kellner über 600 fl. zu verfügen hast.“

Außer den bereits von ihm abgetretenen und den seinen Rückbehalt bildenden Wertpapieren, besaß Chr. Spamer noch Papiere, von welchen keine Zinsen gezahlt, jedoch Kapitalrückzahlungen geleistet wurden. Diese Beträge pflegte er mit seinen Ersparnissen, meist gelegentlich des Weihnachtsfestes, seinen Kindern geschenkweise zu übergeben.

Vom Jahre 1874 ab empfingen Julius und Minchen Kellner zu Anfang Februar jeden Jahres, in liebenswürdiger, gastlicher Weise, ihre auswärtigen Geschwister, — soweit diesen ihre häuslichen und dienstlichen Pflichten die Reise erlaubten, — zur Feier des väterlichen Geburts­tages und mehrtägigem frohem Zusammensein. An dem Geburtstage selbst, dem 2. Februar, stellten sich in der Regel noch Verwandte aus den Familien Emmelius und Steinberger zur Fest­feier ein, und verlief diese stets vergnügt, meist mit Klavierspiel und Gesang. Die Kinder des Jubilars blieben, wie gesagt, mehrere Tage im Hause Kellner um denselben versammelt, freuten sich seines heiteren, liebevollen Sinnes und schieden mit dem ausgesprochenen Wunsche, ihn im Laufe des Jahres im eigenen Heim empfangen zu können. — Dieser Wunsch wurde ihnen, wie in den Vorjahren, so auch wieder im Jahre 1874 erfüllt. Vom 12. Mai ab besuchte der Vater seinen Kinzigheimer Sohn. Am Himmelsfahrtstage fuhr er mit demselben nach Aschaffenburg zur Besichtigung vornehmlich des Schlosses und Pompejaneums, und später, nachdem Ludwig eine mit heftigem Kopfweh verbundene Erkältung glücklich überwunden hatte, zu Wagen nach dem idyllisch gelegenen Wilhelmsbad. Am 28. Mai gedachte er in einem Briefe von Kinzigheim wieder des nahen Geburtstages seiner dritten Frau, und schrieb an seinen Sohn in Ilsede: „Wenn Deine liebe Mutter am 31. c. noch lebte, so wäre sie 59 Jahre alt; aber sie ist schon seit beinahe 25 Jahren in die überirdische Heimath eingegangen; doch werde ich am letzten Mai wenigstens ihr theueres Bild mit frischen Vergißmeinnicht bekränzen. O, wie schön, wie tröstlich und beseligend ist es, daß wahre Liebe zu den Guten nimmer stirbt! Wenn mir eine von meinen Frauen, es sei, welche es wolle, im Traume erscheint, so sehe und höre ich sie immer gerade so wie ehemals mit mir lachen und verkehren, und so behalte ich sie im Geiste immer und verliere ihre Liebe nimmer. Sollte dieß, wann die Seele ihre irdische Hülle verläßt, anders werden können? Sind wohl die Hoffnungslosen zu beneiden? Gewährt die Hoffnung nicht sehr oft ein weit größeres Glück, als die Wirklichkeit selbst? Darum laßt uns festhalten an der Hoffnung eines ewigen Lebens!“

Nachdem er dann im Monat Juli auf der Ilseder Hütte, wo am 9. März sein Enkelchen Karl eingetroffen war, einen lieben Besuch abgestattet hatte, reiste er am 2. August von dort nach Northeim zu seinen Kindern Emil und Anna. Die Gesundheit der letzteren ließ damals, durch Blutarmut und anstrengende Pflege ihres Hermännchens veranlaßt, sehr zu wünschen übrig. Eine Ausspannung und Kräftigung in frischer Waldluft war für sie sehr wünschenswert, und so entschloß sich der Vater, seine liebe Tochter nach Lauterberg in die Sommerfrische zu begleiten. Am 6. August von Emil in genanntem Kurort gut untergebracht und von demselben öfter besucht, verlebten die beiden in dem von Wald und Bergen umgebenen Harzstädtchen drei ebenso angenehme, wie für Annas Befinden wohltuende Wochen. — Am 31. August langte der Vater glücklich wieder in Wetzlar an. — Von dort sandte er im September von seiner reichen, vom Hermann­steiner Pfarrgut erhaltenen, Äpfelernte je vier Körbe voll nach Ilsede und Northeim, und schrieb dabei: „Da ich nun Aepfel und keine Zähne habe, Ihr aber Zähne und keine Aepfel habt, so übersende ich Euch das genannte Quantum mit dem Wunsche, daß Ihr es unbeschädigt erhalten,