Engelbert Clefisch (1811-1857)

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Engelbert Clefisch

Engelbert Clefisch wohnte mit seiner Familie in Ramrath und wurde durch den Raub und die Mordtat in Gubisrath bekannt.


Seine Eltern und Herkunft

Die Familie stammte aus Allrath.

Seine Eltern waren
Wilhelm Clefisch aus Niederembt    
Petronella Hamacher aus Allrath  
das Paar heiratete am 18.08.1799 in Allrath  


Kinder der Eheleute waren
  1. Anna Odilia, ~28.08.1803
  2. Thomas, ~18.09.1805
  3. Maria Catharina, ~12.07.1807    
  4. Wilhelm , ~13.07.1809
  5. Engelbert, ~17.11.1811 
  6. Peter, ~20.11.1813     
  7. Godefried, ~09.11.1815 
  8. Maria Catharina, ~04.04.1817  

sämtliche in Allrath getauft. 


Die Sterbeurkunde des Engelbert Clefisch von 1857

Die Sterbe-Urkunde
vom 22. October 1857

Die Sterbe-Urkunde Nr. 38 des Jahres 1857 aus der Bürgermeisterei Evinghoven fällt durch den doppelseitigen Eintrag aus dem üblichen Rahmen.


Der Text im unteren Drittel der beiden Seiten lautet:


Auszug aus dem Sterbe-Register der Sammtgemeinde Düsseldorf

- - - - - - - - - - - No. 944 - - - - - - - - - - - - - - -

Gemäß Mitteilung des Ober-Secretairs des hiesigen Königlichen Landgerichtes vom

zwei und zwanzigsten October dieses Jahres [1857], ist an demselben Tage, Vormittags halb acht

Uhr, der Tagelöhner und Holzschuhmacher Engelbert Clefisch sechs und vierzig

Jahre alt, geboren zu Alrath wohnhaft zu Ramrath im Kreise Grevenbroich,

Ehemann der Anna Schroeder, hierselbst mit [dem] Tode abgegangen; worüber

dieser Act aufgenommen worden ist am zwei und zwanzigsten October

achtzehnhundert sieben und fünfzig - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

- - - - - - der Civilstandsbeamte gez. Klapdor - - - - - - - - - - - - -

Für die Richtigkeit des vorstehenden Auszugs welcher gemäß Art. 80 des

B. G. B. dem Bürgermeisteramte zu Ramrath Kreis Grevenbroich

mitgeteilt wird. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

- - - - - - - Düsseldorf den 22ten October 1857 - - - - - - - - - - - -

Für die Richtigkeit der Eintragung des vorstehenden Auszugs - - - - - - -

- - - - - - Evinghoven den sechs und zwanzigsten October achtzehnhundert sieben und

fünfzig. Der Bürgemeister als Beamter des Personenstandes

           Wermelskirchen


Die Hinrichtung des Engelbert Klefisch

aus Ramrath, Kreis Grevenbroich am 22. Oktober 1857 in Düsseldorf


Der Prozeßbericht 1860

Düsseldorf, 23. Okt. 1857


Gestern Morgen gegen 8 Uhr verkündete die Armensünderglocke die Vollziehung einer Hinrichtung im hiesigen Arresthause. Der Verurtheilte war der Holzschuhmacher und Tagelöhner Engelbert Klefisch aus Ramrath im Kreise Grevenbroich.

Er war am 28. April d. J. von dem hiesigen Assisenhofe zum Tode verurtheilt wegen vorsätzlicher Tödtung des Privatförsters Christian Chateau, den er erschoß, als derselbe ihn bei Verübung eines Fruchtdiebstahls auf dem Schilderhof bei Gubisrath auf frischer That ertappte.

Klefisch war ein verwegener, in der ganzen Umgegend gefürchteter Mensch und vieler Diebstähle bezüchtigt, bei deren Verübung er stets bewaffnet war. Seinen frevelmüthigen Sinn mag man daraus erkennen, daß er einstmals die Aeußerung fallen ließ: aus dem Leben eines Bauern mache er sich nichts; er schießt einen Bauern für 2 Sgr. todt.

Die am gestrigen Tage erfolgte Verkündigung seines allerhöchsten Orts bestätigten Todesurtheils erschütterte ihn gewaltig; dem Zuspruche seines geistlichen Beistandes, des Seelsorgers am hiesigen Arresthause, Hrn. Pastor Geret, gelang es indessen, ihn so weit aufzurichten, daß er in frommem Gebete sich zum Tode vorbereitete und nach abgelegter reumüthiger Beichte die hl. Kommunion empfing. Darnach ergab er sich mit Resignation in sein Schicksal und bestieg heute Morgen ruhig und gefaßt das Schaffot. Eine erschütternde Scene bot der Abschied von seiner Frau, die ihn in rührenden Worten beschwor, die Sorge um sie wie ihre 5 Kinder sich aus dem Sinne zu schlagen und in diesem letzten Augenblicke nur an die Rettung seiner unsterblichen Seele zu denken.

Das Gefühl, daß er durch seinen schimpflichen Tod den Seinigen unauslöschliche Schmach für alle Zeiten hinterlasse, quälte ihn sehr und beunruhigte seine letzten Stunden.


Quelle: Bayerisches Volksblatt 1857

siehe auch
Standesamt Evinghoven
Sterbe-Register 1857, No. 38
http://wiki-de.genealogy.net/Datei:EV-S1857.djvu


Der Raubmord wird 1860 zu den schwersten Kapitalverbrechen Preußens gezählt.

Ein Justizirrtum?


Bericht der NGZ 2011

Der Mordfall erscheint unter einem ganz neuen Licht, wenn man den Auszug aus der Schulchronik aus Neukirchen liest:


Der Raubmord in Gubisrath 1857

Quelle: Stadtarchiv Grevenbroich
Schule Neukirchen, Schulchronik von 1874 ff.

[Seite 37]
Gubisrath
...


[Seite 38]
Der Pächter Quadflieg hatte vor
...


[Seite 39]
etwa 20 Jahren auf dem Speicher des diesseits des Hofes liegenden Backhauses einen großen
Vorrat Weizen aufgespeichert. Nun hatten Diebe mittels eines Nachschlüssels zu
verschiedenen Malen davon gestohlen. Der Pächter, die Geschichte merkend, beauftragte den
Jäger Chateau von Helpenstein und einen anderen zuverlässigen Mann, den Spitzbuben
aufzupassen.


Es gelingt diesen auch, die Diebe zu erwischen in einer ziemlich düstern Nacht.
Sie lassen dieselben, um ihrer Sache sicher zu sein, ins Backhaus hineingehen und schleichen
dann hinzu, die Türe zu verrammeln. Da erhält Chateau vom Backhause aus einen Schuß
(Schrotladung) in den Unterleib, daß er stöhnend zusammenbricht, und er sein Gewehr gegen
die Tür abschießt. So gewinnen die Diebe Zeit zu entfliehen. Dem Arme der Gerechtigkeit
aber entflohen sie nicht, indem es der Polizei gelang, einen Knecht von hier und einen
gewissen Clefisch von Ramrath des Einbruchs und den Letzteren des Mordes zu überführen,
da Chateau noch ein paar Tage nachher starb.


Der Mörder


[Seite 40]
wurde von den Assisen zu Düsseldorf zum Tode verurteilt und dieses ward abends an ihm
vollstreckt. Der Nixhof war vor Zeiten Eigentum des Erzstiftes Cöln. Gegenwärtig ist er im
Besitze des Herrn Jakob Clemens. Starb im Jahre 1889 bei einem Besuche bei seinem Freund
Baz am Neuenhaus. In den letzten Jahren wurde der Schilbershof gänzlich umgebaut.


[Am Rande:]
Es wird mir von glaubwürdiger Seite versichert, daß hier ein Justizmord
vorliegt. Da der andere auf seinem Totenbette das Geständnis abgelegt, er habe den
verhängnisvollen Schuß getan.


30.2.1890 J¦h. [= Joseph Hahn, Lehrer]