Die Probstei in Wort und Bild/061

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Die Probstei in Wort und Bild
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Probstei in Wort und Bild.djvu
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Kann ich nun gleich die streitige Frage nicht für ganz entschieden, die Ungewißheit nicht für ganz befriedigend gelöst ausgeben; so glaube ich doch, daß meine Untersuchungen zu folgenden Resultaten führen, die wenigstens die bisher so dunkle Geschichte in etwas aufhellen wird.

Der ganze Distrikt, den wir jetzt Probstei nennen, muß in Rücksicht auf seine frühere Beschaffenheit aus einem zwiefachen Gesichtspunkt betrachtet werden. Er war teils von Wenden bewohntes Land, teils novalia. d.h. erst später urbar gemachtes Neubruchsland, den Beweis giebt seine natürliche Beschaffenheit, wie die Diplome.

Bei den allgemeinen Niederlagen der Wenden erhielt sich hier ein kleines Häufchen derselben, den Beweis giebt das Dorf Wendtorf, einige wendische Familiennamen, wie die bei der Prüfung der Stelle Helmold's angeführten Gründe.

Auf des Grafen Adolf's II. Aufruf wanderten hier auch einige Edelleute ein, und errichteten kleine Höfe. Beweis: Die schon angeführten kleinen Höfe, und noch mehr der Abschnitt 6, in welchem der Ankauf einzelner Probsteier Dörfer von Edelleuten urkundlich erwiesen wird.

Es wanderten aber auch Kolonisten ein, um den größeren Teil des aus Wald und sumpfigen Wiesen bestehenden Landes urbar zu machen. Aber nicht unter Adolf II., sondern erst am Ende des 12. oder im Anfange des 13. Jahrhunderts, als diese Gegend schon unter dem Bistum Lübeck stand. Der größere Teil waren Niederländer, weil diese vorzüglich geschickt waren, niedrige sumpfige Gegenden (paludes) urbar zu machen. Der Zeitpunkt der Ansiedelung ist nicht historisch erwiesen, aber ihre hiesige Existenz ist doch aus obigem wohl mehr, als wahrscheinlich.

Diese heterogenen Teile bildeten sich erst zu einem Ganzen, als dieser Distrikt Probstei wurde, d.h. als er unter das Kloster Preetz kam. Die Vorrechte, die man den größeren Teil, den Kolonisten, einräumen mußte, weil diese sich unter keiner anderen Bedingung ansiedeln wollten, erteilte man der Gleichförmigkeit wegen auch dem kleineren Teil. Dies ist gar nicht zweifelhaft, wenn man an die geistlichen Oberherren denkt; auch war das kleine Häufchen Wenden gar nicht mehr furchtbar, da nun alle übrigen in den adeligen Gütern Wagriens ins Joch einer harten Leibeigenschaft eingezwängt waren. So assimilierten sich die einzelnen Partien eines zusammenhängenden Gebiets unter einer Oberherrschaft zu einem gleichförmigen Ganzen. Die Probsteier Nationaltracht scheint auf den ersten Anblick ein Einwurf dagegen zu sein; allein sie ist es nicht, denn auch die Untergehörigen des Gutes Hagen nahmen diese Tracht an, und haben sie bis auf den heutigen Tag beibehalten, ohne Probsteier zu sein.

Die Gegend der jetzigen Probstei unter dem Bistum Lübeck.

Aus den Trümmern des zerfallenen wendischen Reichs gründete das Bistum Lübeck seine nachherige Größe, und später der unabhängig gewordene Fürstbischof von Lübeck seinen langen äußerst wichtigen Regentensitz. Diese übrigens, wie an sich, so besonders in Rücksicht auf die so wichtige Lehnsverbindung des Bistums Lübeck mit der Grafschaft Holstein, so interessante Geschichte gehört nicht in meinen Plan, der sich einzig aus die Verbindung dieser Gegend mit dem Bistum Lübeck beschränkt. Diese scheint, wenigstens in Hinsicht einzelner Teile, ein paar Jahrhunderte gedauert zu haben. Schon 1163 war der Bischofssitz von Oldenburg nach Lübeck verlegt, und Dankwerth erzählt, daß schon das Jungfrauenkloster in Lübeck seine Felder in dieser Gegend liegen habe. Bald gehörte das ganze Wagrien zur Diözese des Bischofs von Lübeck.

Im Jahre 1220 schenkte der lübeck'sche Bischof Berthold dem Jungfrauenkloster zu Preetz die Gaben des Altars, die Seelsorge, den Bann, die Rechte des Archidiakonats und die Zehnten aller Neubruchsländer (novalia).