Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/067

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
Inhalt
GenWiki E-Book
<<<Vorherige Seite
[066]
Nächste Seite>>>
[068]
Chronik Spamer.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: fertig
Dieser Text wurde zweimal anhand der angegebenen Quelle korrekturgelesen.



Dies lange schwarze Haar, in einen Zopf gewunden,
Die Locken hinterm Ohr, die Dir so reizend stunden,
Und zwischen diesem Haar der Wangen frisches Roth;
Dies Alles, Dich zu sehn, mir jederzeit gebot!
Doch lag der höchste Reiz für mich in diesen Augen,
In die mit Wonne ich die Blicke durfte tauchen!
Aus ihnen strahlte mich ein Herz voll Liebe an,
Das ich verehren stets, doch nie beschreiben kann!
So sah'st Du damals aus, vor vierunddreißig Jahren!
Ach, und nur elfe wir zusammen glücklich waren!
Doch lieber wurdest Du mir stets in dieser Zeit,
Und bleibest mir es auch in alle Ewigkeit!

Noch vom Kinzigheimer Hofe aus wünschte Chr. Spamer seinen Kindern in Wunstorf und Ilsede Glück zu der am 12. und 14. Juni erfolgten Ankunft je eines Enkelchens, und am 18. Juli vertrat er in Ilsede Patenstelle, für seinen Sohn Ludwig, bei der Taufe der kleinen Anna Spamer. Folgenden Monats setzte er seine Reise fort nach Wunstorf zu seinen Kindern Groos und beschreibt in einem Briefe vom 3. September die dort ausgeführten Ausflüge nach Hagenburg, wie nach den Bädern Rehburg und Nenndorf. Leider grassierte zu jener Zeit in Wunstorf die Ruhr und wurde auch, nach einem bei kühlem Wetter im Freien getrunkenen Glase Bier, der 69jährige Vater von dieser gefährlichen Krankheit ergriffen. Erst nach längerem Krankenlager siegte, unter treuer Sorge und Pflege, seine gute Natur, unterstützt, wie er selbst sagte, durch die kräftigende Wirkung des von Emil ihm verordneten Ruster Weines. Den weißen Vollbart, welcher ihm während dieser Krankheitsdauer gewachsen war, trug er bis an sein Lebensende weiter. Am 21. Oktober war sein Befinden wieder der Art, daß sein Sohn Julius Kellner ihn von Hannover, wo am Tage vorher seine Wunstorfer und Ilseder Kinder nochmal um ihn versammelt waren, nach Wetzlar zurückholen konnte. — Bald darauf vermochte er beim Treppensteigen wieder, wie vordem, zwei Stufen auf einmal vorzunehmen. — Am 29. Dezember jenes Jahres teilte er in seinem Neujahrsbriefe nach Ilsede mit, daß, nach Anna's Brief, die Familie Groos sich in Northeim, wohin Emil inzwischen versetzt worden war, wohl fühle, und ferner, daß er, zu seiner Befriedigung, auf seine Steuerreklamation hin, von der Bezirkskommission in Koblenz aus der 5. in die 1. Stufe der klassifizierten Einkomensteuer zurückversetzt worden sei.

Die zufriedene, frohe Gemütsstimmung Chr. Spamer's spricht sich, wie in früheren Gedichten, auch wieder aufs neue in einer schönen, längeren, poetischen Niederschrift aus, mit welcher der Siebzigjährige zum 2. Februar 1873 seine Kinder beschenkte. Er lenkt darin, von der erreichten Lebenshöhe aus, den Blick gerne hin auf die lange Reihe seiner vergangenen Jahre, gedenkt Gottes gütiger Führung und gedenkt der guten und treuen Seelen, in deren Verbindung er das Glück seines Lebens gefunden habe: seiner Eltern, Frauen, Kinder, wie auch derer, die ihm sonst in Freud und Leid zur Seite gestanden haben, und spricht sein Vertrauen aus auf ein Wiederfinden derselben jenseits des Grabes. Dabei tritt er den materialistischen, Gott, Seele und Unsterblichkeit leugnenden Anschauungen, welche in den Schriften von Strauß sich damals hören ließen, ausführlich entgegen und bekennt sich als überzeugter Anhänger der Lehre Christi in ihrer von fremden Zutaten reinen Gestalt. Er sagt von ihr: