Belzig/Erdbeschreibung Leonhardi

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Beschreibung der Stadt Belzig

Belzig, eine kleine schriftsässige von den Sorben-Wenden erbauete Stadt, 4 Meilen von Wittenberg, 4 von Jüterbogk, 4 von Brandenburg und 5 von Zerbst an der Belziger Bache und besteht aus 248 Häusern und über 1800 Einwohnern, welche sich vorzüglich vom Bierbrauen – denn jährlich werden über 2000 Faß gebrauet – vom Hopfenbau, der Viehzucht und Ackerbau nähren, der wegen des guten Bodens um die Stadt herum vortrefflich ist und 46 2/3 Hufen beträgt. Auch macht man gutes Landtuch hier – ehedem auf 30 Stühlen – allein die nach Leipzig handelnde Cattunfabrik ist eingegangen. Zu gedachten 2000 Faß Bier braucht die aus 76 Mitgliedern bestehende Brauerinnung jährlich gegen 600 Wispl. Gerste, den Wispl. zu 12 Wittenberger Scheffe gerechnet, und das Bier ist sehr gesund und nahrhaft. Die Stadt hat eine Stelle in der Fürstenschule Meißen. Der Rath zu Belzig hat unterm 21sten Septbr. 1702 die Erbgerichte für 300 Fl. oder 262 Thlr. 12 Gr. und einem jährlichen Canon von 5 Fl. oder 4 Thlr. 9 Gr., den Bierzoll um 20 Fl. oder 17 Thlr. 12 Gr. und einem Canon von 20 Gr. und das Städtegeld für für 400 Fl. oder 350 Thlr. und einem Canon von 10 Fl. oder 8 Thlr. 18 Gr. erhalten. Seit einigen Jahren hat man einen Anfang mit dem Seidenbau hier gemacht. Der hiesige Superintendet hat eine Sprengel von 3 Städten, 1 Flecken, 22 Landparochien oder Pfarrkirchen, 36 Filialen und 28 Prediger. Es ist hier ein Postmeister und ein Hauptgeleite mit 4 Beigleiten. Die Stadt hat auch 4 beträchtliche Jahrmärkte. Zum hiesigen Hospitale gehört die w. M. Dochau und Plotz, Eichholz nebst dem Vorwerke und ein Antheil der w. M. Gotteisdorf, auch Lüttgen Lüdersdorf. Auf dem dabey befindlichen Schlosse Eisenhardt wohnt der Amtsmann. Im dreyßigjährigen Kriege hat die Stadt vor allen andern viel gelitten und sich langsam wieder erholet. Daher hat sie auf dem Landtage 1640 um Erlassung der Beymetze und Contribution nach Wittenberg, um Erlassung der Land- und Tranksteuer, wie auch der vertagten Steuer nebst Wesenzins, und um eine Beysteuer, die ausgebrannten Thore, eingegangenen Bäche und Brunnen wieder in Stand zu setzen. Sie war so abgebrannt, daß von den 200 Häusern, die sie sonst hatte, in der Ringmauer kein einziges, in den Vorstädten aber noch 4 Häuser standen. 1635 mußte sie 5000 Thlr. Brandschatzung geben, 1636 ward sie drey Tage lang geplündert und abgebrannt so daß von 243 Bürgern, die theils flohen, theils umkamen, nur 20 zurückkehrten. 1697 hatte die Stadt wiederum 198 bewohnte und 47 unbewohnte und wüste Stellen; 160 seßhafte und 50 unseßhafte Bürger, in allen ohne Kinder 959 Einwohner, deren vornehmste Nahrung Brauen und Ackerbau war. Man brauete jährlich 2283 Faß oder 285 Gebräue, jede zu 4 Schf. und 6 Faß mit 12 Thlr. 2 Gr. Tranksteuer. Mit Bier verlegte sie 5 Schenken und Niemegk, und Tranksteuer kam ein 1850 Thlr. Unter den Bewohnern waren z. B. 6 Handelsleute, 73 Brauer, 7 Becker, 2 Fleischer, 22 Tuchmacher, 9 Leineweber, 92 Künstler und andere Handwerker. Pferde waren 85, Ochsen 82, Kühe 146, Ziegen 13, Schaafe 442 und Winter- und Sommersaat 1404 Schfl. An Landpfen. Und Quartemberst. sollten einkommen 1778 Thlr. 8 ½ Pf. Es kamen aber nur ein 1637 Thlr. 14 Gr. 6 ½ und 140 Thlr. 10 Gr. 2 Pf. Blieben Rest. Die Häuser waren mit 6647 ½ Schock = 842 Thlr. 14 ½ Gr. 5 ½ Pf. Und die liegenden Grundstücke mit 3012 Schock = 381 Thl. 17 Gr. 6 Pf. belegt. Im Jahre 1728 hatte Belzig 67 Geb. 87 Gest. 22 Getr. und 3504 Communikanten. 1799 aber 97 Geb. 59 Gest. 31 Getr. Und 3304 Communikanten.

In dem Schloß befindet sich auch ein Getreidemagazin. Das hiesige Schloß Eisenhardt, heißt auch das weiße Schloß auf dem Sandberge, und hat wahrscheinlich von dem ehedem in hiesiger Gegend zuerst um Churkreise erbauten Eisenhammer den heutigen Namen erhalten und hieß in älteren Zeiten, das Churfürstliche Gräntzhaus. Das erste Schloß haben die Sorben Wenden nebst mehrern Orten dieses Amts erbauet und es stand hinter dem Thurme mit dem Prosperte nach der Stadt zuund was ohnstreitig die Residenz eines Sorbischen Fürsten. 1395 belagerte es der Erzbischof zu Magdeburg und mußte auf die Herannahung des Churfürsten Rudolph III. die Belagerung aufgeben; allein 1406 gerieth dieser Churfürst aufs neue mit dem Erzbischof Günther II. in eine Fehde, in welcher der geistliche Herr in Sachsen einfiel, mehrere Dörfer verwüstete, bis Wittenberg vordrang, die Stadt Belzig plünderte und das alte Sorbische Schloß abbrannte. Man findet auch noch ohnweit Belzig auf einer Anhöhe viele alte Grabhügel der Sorben, in welchen man bisweilen Urnen ausgräbt. Auf den Ruinen und einigen der alten Rondele dieses befestigt gewesenen Schlosses erbaute 1465 der Churfürst Ernst das neue und gab ihm den namern Eisenhardt. 1636 brannte es der schwedische General Banner mit der Stadt ab und am 6ten May 1685 erst ward der Anfang mit Reparatur desselben gemacht; am 13ten Octbr. 1683 übernachtete Johann Georg IV. auf seiner Rückreise aus Dänemark hier und 1691 ward nach vollendeten Wiederaufbaue das heutige Schloß eingeweyhet, in dessen Rondelstube nach dem Prospecte vorne linker Hand der Russische Kayser Peter I. bey seiner Rückreise übernachtet haben soll. Die zum Amte gehörige Schloß- und Papiermühle hat 2 Gänge und die amts. Mühle, der Pullenberg, hat 1 Mühlgang und 1 Schneidemühle.


Kontrakte

  • Die Stollenbergische Schäferei am 21ten Septbr. 1702 an das Haus Wiesenburg ersten und zweiten Theils für 2500 Fl. oder 2187 Thlr. 12 Gr. mit einem jährlichen Erbzins von 396 Fl. 12 Gr. 9 Pf. oder 347 Thlr. 9 Pf.
  • Der Bullenberg nebst der Bullenbergermühle am 13ten Octbr. 1702 an Christoph Reinhold Rosenmüller für 300 Fl. oder 262 Thlr. 12 Gr. und einem jährlichen Erbzins von 120 Fl. oder 113 Thlr. 28 Gr.
  • Der sogenannte Wiesenburgische Teich am 17ten Septbr. 1702 an Bernhard Dehnicken für 600 F. oder 525 Thl. und 12 F. oder 11 Thlr. 9 jährlichen Erbzins.
  • Das große Stück Teich an der zu Sandberg gehörigen Mittelmühle am 17ten Septbr. 1702 an Johann Christoph Grohmann für 220 Fl. oder 192 Thlr. 12 Gr. und 12 Fl. 12 Gr. 8 Pf. oder 12 Thlr. 8 Pf. nebst 6 Belziger Scheffel Maas Waitzen jährlichen Erbzins.
  • Die seh tiefe Docher See am 10ten Octbr. 1702 an Friedrich Wilhelm von Oppen, von dem es an das Haus Wiesenburg ersten und zweiten Theils gekommen ist, für 165 Fl. 15 Gr. oder 140 Thlr. und 8 Fl. 12 Gr. oder 7 Thlr. 12 Gr. jährlichen Erbzins.
  • Ein Stückgen Planenfluß zu gleicher Zeit an ebendenselben für 284 Fl. und 6 Gr. oder 248 Thlr. 18 gr. und 12 Fl. oder 10 Thlr. 12 Gr. jährlichen Erbzins und gehört jetzt zum gedachten Hause Wiesenburg.
  • Zwey Gärten am 17ten Septbr. 1702 an Martin Grabe und Georg Höbeln für 24 Fl. oder 21 Thlr. und 16 Gr. jährlichen Erbzins.
  • Endlich ein kleines Gärtchen am 17ten Septbr. 1702 an Christoph Moritz für 10 Fl. oder 8 Thlr. 18 Gr. und 6 Gr. jährlichen Erbzins.