Vest Recklinghausen

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Hierarchie Regional > Historische deutsche Staaten > Kurfürstentum Köln > Vest Recklinghausen

Vest Recklinghausen: Siegel der Landstände (Ritterschaft und Städte)

Einleitung

Carte Topographique d`Allemagne - Ausschnitt: Comte du Vest Recklinghausen de Colohne(um 1675), Stadtarchiv Marl. Auf der Karte verzeichnet die Lage einer ganzen Reihe von landtaggsfähigen Rittergütern.

Allgemeine Information

Chytraeus nennt das Gebiet die Veste Recklinghauscn, in dem die Lippe, die durch das Stift Munster fließt entspringt (Irrtum).

Matthaeus Merian der Ältere schreibt 1647 über Recklinghausen: Schloß und Städtlein mit dazugehörender Herrschaft, die zum Erzstift Köln gerechnet werden, auch Dorsten und Hornenburg gehören dazu.

Das Vest Recklinghausen war mit der Herausbildung der 2 Städte Recklinghausen und Dorsten mit jeweils eigener Gerichtsbarkeit zu zwei regionalen Verwaltungsschwerpunkten spätestens um 1600 in Ober- und Niedervest aufgeteilt. Zum Obervest und dem Gericht Recklinghausen gehörten 12 und zum Niedervest mit dem Gericht Dorsten 9 Kirchspiele. Recklinghausen und Dorsten waren Städte.

Politische Einteilung bis 1802

Kurkölnische Staatsgewalt

In der Nachweisung der im vormaligen Kurfürstentum Köln bestandenen Staatsgewalten, Hofchargen und Landesdikasterien, so wie der im rheinischen Erzstift Köln, im Herzogtum Westfalen und im Vest Recklinghausen angeordnet gewesenen Bezirks- und Lokalbehörden und Beamten, extrahiert aus den Kurkölnischen Hofkalendern der Jahre 1767 bis 1791, ergibt sich für das Vest Recklinghausen folgendes Bild:

1 kurfürstlicher Statthalter (Amtmann, Droste) zu Recklinghausen.

Stadt Dorsten: 1 Richter, 2 Beisitzer, 1 Gerichtsschreiber, 1 Advokatus fisci, 1 Prokuratus fisci, 5 Prokuratoren.

Zu Horneburg: 1 Oberkellner

Stadt Recklinghausen: 1 Richter, 2 Assessoren, 1 Hausvogt, 1 Gerichtsschreiber, 1 Advokat fisci, 1 Prokurator fisci.

Amtsgebiet

Kirchspiele im Vest bis 1802

Ahsen , Bottrop , Buer , Datteln, Dorsten , Flaesheim , Gladbeck , Hamm-Bossendorf , Henrichenburg , Herten , Horst , Horneburg , Kirchhellen , Marl, Oer , Osterfeld , Polsum , Recklinghausen , Suderwich , Waltrop , Westerholt


Kirchspiele und ihre Bauerschaften

Zum Obervest Recklinghausen gehörten:

1. Kirchspiel Ahsen mit der Bauerschaft Dorf

2. Kirchspiel Datteln mit den Bauerschaften Dorf, Bockum, Hagem, Klostern (Unterbauerschaft Markfeld), Meckinghoven (Unterbauerschaft Natrop), Pelkum Rapen (Unterbauerschaft Redde)

3. Kirchspiel Flaesheim mit der Bauerschaft Dorf

4. Kirchspiel Hamm - Bossendorf mit den Bauerschaften Bossendorf, Hamm (Unterbauweschaft Puppendahl), Herne und Hüppelswick (Sickingmühle)

5. Kirchspiel Henrichenburg mit den Bauerschaften Becklem, Beckum, Borghagen (Unterbauerschaft Habinghorst), Strathaus

6. Kirchspiel Herten mit den Bauerschaften Dorf, Kurich

7. Kirchspiel Horneburg mit der Freiheit

8. Kirchspiel Oer mit den Bauerschaften Alt Oer, Dorf Oer, Leven, Siepen, Sinsen (und vor 1752 zeitweilig Hamm – Bossendorf)

9. Kirchspiel Recklinghausen mit der Stadt Recklinghausen (innerhalb der Mauern) und Hillen (Paolbürger vor den Mauern), so wie den Bauerschaften Backum, Berghausen, Bockholt (Unterbauerschaften Brüninghof, Herne), Börste, Disteln, Ebbelich, Elpe, Erkenschwick, Hochlar (Unterbauerschaft Stukenbusch), Langenbochum, Lenkerbeck, Natrop, Hüls, Scherlebeck, Speckhorn

10. Kirchspiel Suderwich mit den Bauerschaften Dorf, Röllinghausen, Essel

11. Kirchspiel Waltrop mit den Bauerschaften Dorf, Brocherscheid, Elmenhorst, Holthausen, Leveringhausen, Lippe, Unterbauerschaften Braembauerschft, Brechten, Döttelbeck, Oberwiese

12. Kirchspiel Westerholt mit der Freiheit

Zum Niedervest Dorsten gehörten:

1. Kirchspiel Bottrop mit den Bauerschaften Fuhlenbrock, Lehmkuhle, Welheim, Unterbauerschaften Batenbrock, Boy, Eigen mit Haus Schlangenholt

2. Kirchspiel Buer mit den Bauerschaften Dorf, Freiheit, Beckhausen, Eckelresse, Erle, Hassel, Heege, Holthausen, Löchter, Middelich, Scholven, Surresse, Sutum, Unterbauerschaften Bülse, Resse

3. Kirchspiel Dorsten, Stadt Dorsten (innerhalb der Mauern) und die Bauerschaften Altendorf, Ulfkotte

4. Kirchspiel Gladbeck mit den Bauerschaften Dorf, Brauck, Butendorf, Ellinghorst, Rentfort, Zweckel

5. Kirchspiel Horst

6. Kirchspiel Kirchhellen mit den Bauerschaften Dorf, Ekel, Feldhausen, Hardinghausen, Holthausen, Overhagen, Unterbauerschaft Grafenwald

7. Kirchspiel Marl mit den Bauerschaften Dorf, Drewer , Frentrop, Lippe Unterbauerschaften Linde, Löntrop (mit Burg Strewelsloe), Ost – Oelde, West – Oelde, Riege

8. Kirchspiel Osterfeld mit der Bauerschaft Dorf

9. Kirchspiel Polsum mit den Bauerschaften Dorf, Bertlich, Unterbauerschaften Beckhofen, Heiken, Hoefen, Tenkotten

1802 endete die landesherrliche Hoheit des Erzbischofs von Köln, Herzog von Westfalen, und das Vest kam an die Herzöge von Arenberg. Hier begann die Übergangszeit der politischen Neuorganisation, 1811 ging das Vest an das Großherzogtum Berg und wurde 1815 in die preußische Provinz Westfalen eingebunden.

Die Geschichte des Kreises Recklinghausen als Folgeinstitution des Vestes Recklinghausen ist unter dem Artikel Kreis Recklinghausen ausführlich dargestellt.

Xantische Stiftung

Graf Otto, Pfalzgraf von Lothringen und am Rhein (*um 995, 1017 / 1045, +1047), Herzog von Ostfranken (1017-1057) und Schwaben (1045-1047), Graf im Deutzgau, Vogt von Brauweiler (1031) und der Reichshöfe Kaiserswerth und Duisburg, war verheiratet mit Imezza (Embza, oder Irmgard) von Metz. In der Grafschaft Ottos lagen Höfe in Recklinghausen und Elpe (1017).

Ottos und Imezzas Tochter Richeza (oder auch Richmut) hatte in 1. Ehe Graf Hermann (III. von Werl) aus dem Groningerland (sächsische Drente, * v.1020,+c.1050, Sohn Rudolfs) geheiratet. Nach dessen Tod ging sie um 1050 eine zweite Ehe mit Otto II. von Northeim (1061-1070, +1083), Herzog von Bayern (1061-70) ein.

Wohltäterinnen des Stiftes Xanten aus ihrem Besitz im Vest Recklinghausen wurden Ottos Tochter Richeza von Lothringen oder auch Richmut (Reimond, Reimodis oder Reginmound) von Schwaben (*etwa 1020, +1083) mit ihrer Mutter. Aus ihrem Besitz stifteten sie dem Kloster Xanten 369 Bauernhöfe oder deren Zehntanteile, darunter auch die Oberhöfe Dorsten und Schwerte. Dabei war auch Besitz im Vest Recklinghausen. Diese Besitzungen sind ermittelt und bekannt. Bei einem so hohen lokalen Besitzstand liegt die Vermutung nahe, dass das Vest Recklinghausen ein Amtsbezirk im Besitz der westfälischen Grafschaft Arnsberg war, welche später von den Kurfürsten von Köln erworben wurde.

Westfälisches Amt

Als Bestandteil der Grafschaft Westfalen, dem späteren Herzogtum der Kurfürsten von Köln, war für die kirchliche Güterverwaltung und Sachen von Geistlichen im Vest Recklinghausen das Offizialat Arnsberg im Herzogtums Westfalen zuständig.

So konnte auch Graf Ruprecht von Virneburg, als Marschall von Westfalen, am 22.02.1326 bekunden, daß er den Amtmann Heinrich von Friemersheim seines Amtes in Recklinghausen und Dorsten auf Befehl des Heinrich II. von Virneburg EB von Köln, enthoben und durch den Ritter Bernhard Bitter ersetzt habe, und das dies ohne Zutun der Bürgermeister und Bürger zu Dortmund geschehen ist, welche ihm 900 kleine Goldflorenen zum Rückkauf der erzstiftischen Städte und Gebiete Dorsten und Recklinghausen geliehen hatten.

Statthalter

1287 war ein Theodor Kigge Amtmann des Vestes Recklinghausen

Leo van Holse war 1302 vestischer Amtmann und Droste, wie auch Schultheiß des Oberhofes Recklinghausen.

Das Vest Recklinghausen war wohl dauerhaft ein Pfandobjekt der Kurfürsten von Köln. Die Edelherren von Steinfurt hatten Wicbold von Holte, als Kurfürsten und Erzbischof von Köln (1297 / 1304) finanziell unter die Arme gegriffen hatten. So war der Edelherr Ludolf von Steinfurt, Sohn Baldewins, pfandweise (bis 1302) Amtmann im Vest Recklinghausen geworden.

Im Jahre 1336 folgt dem 1326 eingesetzten Ritter Bernhard Bitter der Kölner Domdekan und Archidiakon Johan von Kleve im Amt des Drosten im Vest.

Die staatliche Repräsentation des Vestes lag 1326 also in der Hand eines Amtmanns oder Drosten, später Statthalters. Er war Aufsichtsorgan in Verwaltungs- und Justizangelegenheiten und war später Kommissar für die vestischen Landtage.

18.02.1352 Dietrich von (Vlerike zu) Lüttinghoff wird als Amtmaan über das Vest Recklinghausen eingesetzt, nachdem er dem EB von Köln 600 GG geliehen hatte, damit dieser seine Schulden bei Sander von Gahlen zurückzahlen konnte.

Wilhelm von Gennep, EB von Köln bekundete am 22.09.1359, daß Graf Gottfried von Arnsberg in seinem Auftrag den Heinrich von Strünkede für 1 Jahr zum Drosten des Vestes Recklinghausen bestellt (STAM HZTM Westfalen LA Nr. 44).

1370 Johan von der Dorneburg gt. Aschebrock, Verwandter der von zu Loe in Marl, wird durch den EB von Köln zum Staathalter für das Vest Recklinghausen eingesetzt.

Entweder die jeweiligen Pfandinhaber waren selber oder aber bestellten also die Drosten oder Amtmänner des Vestes, die Schaumburger waren aber Amtmänner darüber hinaus.

So war Heinrich von Gemen Amtmann und Pfandherr des Vestes (1458-1470, + 1492).

Vestischen Amtmann war Rutger von Diepenbrock (1464/79) (Ehefrau Alheyd)

Landstände

Entwicklung

Die vestischen Landtage wurden von den Landständen abgehalten. Sie wurden aus der Kurie der Ritterschaft und der beiden Städte Recklinghausen und Dorsten gebildet. Im Jahre 1305 erfogte ein Bündnis der Stadt Recklinghausen mit der vestischen Ritterschaft. Erst im Lahre 1515 erfolgte der Anschluß der vestischen Stände an die Rheinische Erblandesvereinigung.

Zusammensetzung

In der Nachweisung der im vormaligen Erzstift und Kurfürstentum Köln vorhanden gewesenen Landstände, extrahiert aus den Kurkölnischen Hofkalendern der Jahre 1770 bis 1791, ergibt sich für das Vest Recklinghausen folgendes Bild:

Ritterschaft: zwischen 11 bis 15 jeweils ritterschaftlich aufgeschworene Stände

Städte: 2 Deputierte der Städte Recklinghausen und Dorsten.

Landständische Beamte: 1 Syndikus, 1 Landeinnehmer, 1 Lamdmedikus, 1 Landhauptmann, 1 Landchirurgus, 1 Landtrompeter.

Adelige landtagsfähige Rittergüter

1. Haus Wilbring, 2. Commenderie Horst, 3. Haus Schörlingen, 4. Haus Löringhof, 5. Haus Möcklinghof, 6. Haus Klostern, 7. Haus Vogelsang, 8. Commenderie Mahlenburg, 9. Haus Gutacker, 10. Haus Hamm (Hamm-Bossendorf), 11. Haus Loe, 12. Haus Henrichenburg, 13. Haus Herten, 14. Haus Sienbeck, 15. Haus Westerholt, 16. Haus Berge, 17. Haus Dael, 18. Haus Hamm (Buer), 19. Haus Wersbein, 20. Haus Wittringen, 21. Haus Lüttinghof, 22. Commenderie Leuchterhof, 23. Haus Beck, 24. Haus Brabeck, 25. Haus Hackfurth, 26. Haus Repell, 27. Haus Dringenburg, 28. Haus Stiering, 29. Commenderie Hasselt, 30. Haus Horst, 31. Haus Knippenburg, 32. Commenderie Welheim, 33. Haus Vondern, 34 Haus Fettenbockholt

Beschrieben werden im Wiki die Adelssitze im Kreis Recklinghausen mit dem Verbleib ihrer Archive und ihren zugehörigen Bauernerben.

Wappen_NRW_Kreis_Recklinghausen.png

Provinz Westfalen: Landtagsfähiges Rittergut im Kreis Recklinghausen / Vest Recklinghausen

Haus Beck | Haus Berge | Haus Hagenbeck | Haus Hamm (Buer) | Haus Henrichenburg | Haus Herten | Haus Horst | Haus Knippenburg | Haus Lembeck | Haus Löringhof | Haus Lüttinghof | Haus Niering | Haus Schörlingen | Haus Uhlenbrock | Haus Vogelsang | Haus Vondern | Haus Westerholt | Haus Wittringen |

Ab 1855 mit dazu: Haus Brabeck | Haus Wilbringen | Grafschaft Recklinghausen |

Historisch: Haus Backem | Haus Balken | Haus Beckloe | Haus Bruchhausen Haus Darl | Haus Dillenburg (erst 1822 erbaut) Haus Dringenburg | Haus Goy | Haus Gutacker | Haus Hamm (Hamm-Bossendorf) | Haus Kaynhorst | Haus Klostern | Haus Leythe | Haus Loburg | Haus Loe | Haus Malenburg | Haus Möcklinghof | Haus Oberfeldingen | Haus Schörlingen | Haus Sickenbeck | Haus Tyding | Haus Vettenbockholt | Burg Wildau

Historische Gerichtsbezirke

Ursprüblichere Verwaltungsstrukturen des historischen Reichsgebietes bildeten vor der Einrichtung der Amtsbezirke die Bannereien und Gerichtsbezirke, dazu gehörte auch das Gebiet des Vestes Recklinghausen. Hier bildeten sich im Wandel der Zeiten unterschiedliche Gerichtsstrukturen heraus.

Gografschaft Recklinghausen

Gogericht Recklinghausen

Gerichtsbezirk waren die Kirchspiele des Obervestes, mit Ausschluß der Stadt Recklinghausen innerhalb der Mauern und der Pfahlbürger in Hillen.

Gogericht Dorsten

Gerichtsbezirk waren die Kirchspiele des Niedervestes, mit Ausschluß der Stadt Dorsten innerhalb der Mauern.

Stadtgericht Recklinghausen

Gerichtsbezirk war die Stadt Recklinghausen innerhalb der Mauern und Hillen mit den Pfahlbürgern.

Stadtgericht Dorsten

Gerichtsbezirk war die Stadt Dorsten innerhalb der Mauern.

Patrimonialgericht Horst

Gerichtsbezirk war die Herrschaft Horst.

Patrimonialgericht Westerholt

Gerichtsbezirk war die Herrschaft Horst.

Patrimonialgericht Haus Ostendorf für Haus Hamm

Gerichtsbezirk war der südlich der Lippe liegende Teil der Herrschaft Ostendorf im Kirchspiel Hamm, mit den Bauerschaften Hüppelswick, Herne und Hamm. Der Ortsteil Bossendorf gehörte nicht dazu. Der Gerichtsstuhl lag nördlich der Lippe, im Fürstbistum Münster, vor dem Tor des Hauses Ostendorf. Die betroffenen Wehrfester sind unter Haus Hamm (Hamm-Bossendorf) augeschrieben.

Freigrafschaft Recklinghausen

Freigerichtsstühle

Die Freigerichtsstühle waren im Gebiet der Freigrafschaft Recklinghausen verteilt, wir kennen heute:

Freistuhl "zum Eichholz" bei Hackfurt in Kirchhellen bzw. in Polsum,

Freistuhl "Hassenkampe vor dem Erle, Hackfurt in Kirchhellen, Bauerschaft Hachhausen

Freistuhl "an der Loringhegge" in Langenbochum

Freistuhl "an der Rabeneiche" an der Sienbeck in Herten

Freistuhl "an der Rauschenburg" am Stimberg in Waltrop

Erbvogteiliches Hofgericht

Das Vogteigericht beinhaltete das Hofgericht über den Oberhof zu Recklinghausen und die ihm verbundenen Unterhöfe in der niederen Gerichtsbarkeit.

Verpfändungen des Vestes

Das Vest Recklinghausen war wohl dauerhaft ein Pfandobjekt der Kurfürsten von Köln, um 1300 war nämlich der Edelherr Ludolf von Steinfurt pfandweise Amtmann im Vest Recklinghausen geworden.

Im Jahre 1336 folgt dem ohne Zutun der Stadt Dortmund 1326 eingesetzten Ritter Bernhard Bitter der Kölner Domdekan und Archidiakon Johan von Kleve im Amt des Drosten im Vest.

1438 Verpfändung durch Erzbischof Dietrich von Mörs (1414-1463) an den Ritter Goswin Stecke für 8000 Goldgulden, 1442 Wiedereinlösung

1446 Verpfändung an Johann von Gemen für 17 550 Goldgulden

1458 Übernahme der Pfandschaft durch Heinrich von Gemen und Wevelinghofen (1458-1470).

1470 Übergabe der Pfandschaft an den Ehemann seiner Tochter Cordula, dem klevischen Erbmarschall Goswin Stecke.

Übernahme der Pfandschaft für 7 500 Gulden durch Frau Cordula nach dem Tode Goswin Steckes.

1476 bringt Cordula von Gemen, verwitwete Stecke, dem Grafen Johann von Schaumburg-Holstein das Vest Recklinghausen als Pfandschaft in ihre zweite Ehe ein.

1561 Graf Erich von Schaumburg-Holstein, Amtmann und Pfandinhaber des Vestes.

1571 überläßt Graf Jost seinem Bruder Otto das Vest gegen eine Pfandsumme von 16 000 Talern.

1576 löst Erzbischof Salentin von Isenburg die Pfandschaft ein, 1577 Salentinischer Rezeß.

Merian Kommentar

Matthaeus Merian der Ältere schreibt dazu 1647: Theodor von Moers, Erzbischof zu Köln, wollte hier gegen den Herzog von Cleve Krieg fuhren, um Soest für sich zu gewinnen. Anno 1442 wurde (das Vest) Recklinghausen für 17.550 Gulden vom Grafen von Schaumburg (gepfändet) verkauft, aber der Erzbischof Salentinus zu Köln bezahlte das Geld erst einhundertdreißig Jahre später und löste so auch weitere verpfändete Städte, wie die Stadt Kaiserswerth, die Vogteien Ordingen und Erprode nahe Neuss und Netten bei Andernach aus.

Kirchliches

Reformation

Trauungen und Taufen durch reformierte Prediger erfolgten zunächst auf freiadeligen Häusern: auf Haus Schörling (1649), Haus Löringhoff, Haus Gutacker, Haus Henrichenburg (1649-1659), Boenen auf Haus Berge (1649) und Loe zum Haus Loe (1656/57) 58), 75.

Im Jahre 1612 erfogte die Trennung der der Kirche (r.k.) im Vest Recklinghausen vom Archidiakonat Dortmund und Bildung eines eigenen Landdekanates (Vestisches Geisliches Kommissariat), welches bis 1821 zum Erzbistum Köln gehörte.

Folgerichtig wurde 1614 ein Religionsedikt über das Aufenthaltsverbot von Nichtkatholiken im Vest erlassen, welches 1659 erneuert wurde.

Trotz aller katholischer Bestrebungen zur Gegenreformation waren nach den Visitationsprotokollen von 1717 und 1756 auf den Adelshäusern Haus Löringhoff und Haus Klostern Reformierte und Lutheraner.

Von Köln nach Münster

1823 erfolgte die Freistellung des geistl. Kommissariats von der Erzdiözese Köln und die Inkorporierung zur Diözese Münster (Bulle Papst Pius VII, vom 16. Juli 1821).

Kirchenbücher

Zur Vermeidung von Doppelarbeit bei der Erfassung von Daten aus Kirchenbüchern und kirchlichen Akten, so wie zur Schonung der Bestände, werden die von Verkartern oder Verkartergruppen bearbeiteten Bestände im Vest und Kreis Recklinghausen erfaßt.

Kirchenbücher und Zivilstandsregister

Die Verkündung der Beschlüsse auf dem Konzil zu Trient erfolgte im Vest Recklinghausen erst im Jahre 1605.

Es gab wiederholte Anordnungen des kölnischen Landesherren (1779/ 93/ 94) zur Führung von Tauf-, Copulations- und Sterbebücher für den Pfarrer, den Küster und das weltliche Gericht. Jährlich hatte durch den Pfarrer der Vergleich der Zweitschrift mit dem Haupt-Kirchenbuch und danach die Abgabe an das zuständige Gericht zu erfolgen.

Die Führung der Zivilstandsregister nach dem Code civil erfolgte zuerst von den Pfarrern 1809, dann durch den Bürgermeister 1811. Die Hinterlegung der Urschriften erfogte bei der lokalen Mairie-Bürgermeisterei, der Zweitstücke beim zuständigen Distriktgericht.

Vestische Zeitschrift seit 1891

Seit 1891 besteht diese Reihe als heimat- und personengeschichtliche Quelle ersten Ranges. Ihr Schwerpunkt bildet zwar das Vest und der Kreis Recklinghausen, aber auch das Umfeld rund herum findet sich in den Veröffentlichungen wieder.

Hier finden Sie Auszüge aus dem 3. Orts-, Personen und Sachregister betreff das Vest Recklinghausen, für die Bände 41-65 von 1934 bis 1963.

Vestischer Kalender seit 1923

Seit 1923 besteht diese Reihe von populären heimat- und personengeschichtlichen Beiträgen aus der Region und ihren Lokalitäten. Bilder, Gedichte, Geschichten und Beiträge zeichnen ein interessantes Bild von Land und Leuten des vestischen Raumes.

Aus dem Inhalt der Ausgaben 1923 - bis 1992 hier unter Index.

Geschichte

Das "Vest Recklinghausen" (Ersterwähnung in einer Urkunde von 1341), mit dem gleichnamigen Oberhof, war seit dem Mittelalter der Inbegriff eines Amtsbezirks der kaiserlichen Freiggrafschaft und des landesherrlichen Gogerichts zu Recklinghausen im Kurfürstentum Köln. Verwaltet wurde es von kölnischen Drosten, Amtmännern oder Statthaltern. Es besaß eine eigene landständische Vertretung, welche aus der Ritterschaft und den Städten Recklinghausen und Dorsten bestand. Innerhalb der rheinischen Erzstiftlande wurde es jedoch nur als notwendiges Anhängsel behandelt.

Das Vest als Amtsbezirk mit all seinen Einkünften wurde häufig verpfändet, zuletzt von 1446 bis 1576 an die Herren von Gemen bzw. deren Nachfolger, die Grafen von Schaumburg.

Da es um die Mitte des 14. Jhdt. politisch dem dem erzstiftischen Marschall von Westfalen zu Arnsberg unterstand, kann vermutet werden, daß es mit dem Erwerb des Herzogtums Westfalen durch den Erzbischof von Köln an das Erzstift kam. Demnach gehörte das Amtsgebiet Recklinghausen ursprünglich zur Grafschaft Westfalen. Diese Annahme wird auch gestützt durch die reichen Schenkungen aus dem Gebiet des Vestes an das Stift Xanten.

Schon um 1102 hatte Graf Friedrich der Streitbare von Werl die halbe Grafschaft Arnsberg dem Erzstift Köln preisgeben müssen. Erbe der Grafschaft und der 1114 errichteten neuen Burg Arnsberg wird nach seinem Tode 1124 der niederländische Graf Gottfried von Cuyk. Sein Sohn Heinrich I. (1154-1185) muß um 1160 unter kölnischem Druck seine Grafschaft 1165 dem Erzstift zu Lehen auftragen. Mit der Eingliederung Arnsbergs in den sauerländischen Besitz des Erzbistums beginnt sich für diesen und den zugehörigen Hellweg die Bezeichnung "Herzogtum Westfalen" einzubürgern und führt seit 1367 zum einem weiteren Titel des Erzbischofs.

Mit den anderen Hoheitsgebieten des Kölner Erzbischofs, dem Herzogtum Westfalen, dem Kurkölnisches Sauerland und dem Rheinischen Landen des Erzstiftes bestand keine direkte Verbindung zum Vest Recklinghausen. Zwischen den genannten Territorien bildete das Vest zwar nicht kirchlich, aber politisch eine herrschaftliche Enklave. Erst die Reformation fügte zu einer weiteren Abgrenzung zum klevisch – märkischen Herrschaftsgebiet und zur Stadt und Grafschaft Dortmund.

Heiraten in den jeweils andersgläubigen Bereich wurden zumindest erschwert, wenn nicht unmöglich gemacht. Bis in das 17. Jhdt. hinein fanden anonyme Zweitheiraten und –taufen nach dem Ritus der jeweils früheren Religionszugehörigkeit in grenznahen Kirchen der alten Heimat statt.

Die politischen und kirchlichen Grenzen des alten Vestes waren zum größten Teil von der Natur gezogen im Norden und Osten schied die Lippe das Land von dem des Fürstbischofs von Münster, im Süden trennten es ab Henrichenburg die Niederungen und Sümpfe der Emscher von der Grafschaft Mark und dem Stift Essen, im Westen der Kölnische Wald oder Bischofssundern und Ödland vom Herzogtum Kleve.

Nur einem schmalen östlichen Zipfel, dem Kirchspiel Waltrop, fehlte die natürliche Sperre; eine Landwehr sicherte hier das Gebiet gegen die Reichsstadt Dortmundund die Grafschaft Mark. Dies Gebiet des Vestes wird wesentlich abgedeckt vom heutigen Kreis Recklinghausen.

Internetlinks

Webgeschichte: http://www.heimatvest.de

Webgeschichte: http://www.hoeckmann.de/geschichte/vest.htm

Webgeschichte: http://www.his-data.de/territor/az/r/e/c/k/l/inghausen/ms/vst/recklghsn,ms,vst,rahmen.htm

Geschichtsportal Westfalen: http://www.westfaelische-geschichte.de

Patenschaft

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